Klimaschutz in der Metropole - Hamburg kann mehr!

Die Fachtagung des BUND Hamburg und der HAW Hamburg am 19. und 20. Juni 2014 im Bürgerhaus Wilhelmsburg war ein voller Erfolg. Die hochqualifizierten Fachbeiträge der ReferentInnen und fast 200 Gäste brachten interessante Erkenntnisse für die Hamburger Klimapolitik, die – hoffentlich – auch in der Arbeit der zuständigen Behörden und Institutionen einfließen werden.

Auf dieser Seite können Sie die Tagung anhand der Präsentationen, Anmerkungen und Fotos nachvollziehen. Der Tagungsablauf als PDF.

Die taz hat am 20. Juni 2014 einen Artikel über den Auftakttag gebracht: Zurückhaltender Klimaschutz

Donnerstag, 19.6.2014

Manfred Körner, 2. Vorsitzender des BUND Hamburg, leitet die Tagung mit einem Grußwort ein.

Der erste Programmpunkt "Städte für Klimaschutz - Machbarkeitsstudie Berlin 2050" von Dr. Fritz Reusswig vom Potsdam Institut für Klimafolgenforschung musste leider ausfallen. Der Referent war über Nacht erkrankt,  ein Ersatz war leider nicht mehr zu organisieren.

-> Machbarkeitsstudie Klimaneutrales Berlin 2050

-> Kurzzusammenfassung

 

 

Masterplan Klimaschutz

Vorstellung

Die Leiterin der Leitstelle Klimaschutz in der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU), Dr. Birgit Schiffmann, stellt den Masterplan Klimaschutz für Hamburg vor.

Kurz zusammen gefasst von Dr. Schiffmann: "Der Masterplan Klimaschutz 2013 ist ein strategischer Plan, der den Weg Hamburgs zu einer klimafreundlichen Stadt in 2050 aufzeigt und konkrete Maßnahmen bis 2020 benennt, um diesem Ziel näher zu kommen. In die Fortschreibung des Masterplans sollen neben sich ändernden Rahmenbedingungen auch neue Kenntnisse, nachhaltige Trends und innovative Technologieentwicklungen durch die Einbindung von Akteuren der Zivilgesellschaft, Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Verwaltung einfließen."

-> Präsentation Masterplan Klimaschutz von Dr. Birgit Schiffmann, BSU

 

 

Stellungnahme des BUND Hamburg

Wiebke Hansen, Energiereferentin des BUND Hamburg, mit einer kritischen Stellungnahme und Forderungen zum Masterplan Klimaschutz.

Die Kritik in Kürze:

•  Ziele zu schwach
•  Scheitern programmiert
•  Chancen ungenutzt

 

Die Forderungen:

  • 40 % weniger jährlicher CO2-Ausstoß bis 2020 als verbindliches Ziel!
  • mehr finanzielle und personelle Ausstattung
  • Mut zum Ordnungsrecht, z. B. in den Bereichen Verkehr, Energieeffizienz in Unternehmen und Gebäuden
  • Management- und Finanzplan bis 2020
  • fördernde Bedingungen für Beteiligung

-> Präsentation Stellungnahme zum Masterplan von Wiebke Hansen, BUND Hamburg

-> schriftliche Stellungnahme zum Masterplan Klimaschutz des BUND Hamburg an die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt

 

 

Beispiel Amsterdam

Aus Amsterdam ist der dortige Manager des Climate and Energy Program, Theun Koelimij, angereist. Amsterdam hat einige kreative Maßnahmen für kommunalen Klimaschutz entwickelt. So gibt es einen Fonds für die Wärmedämmung von Häusern, der aus der freiwilligen Überlassung von Gewinnanteilen durch Immobilienverkäufe gespeist wird. Die Verkäufer sind bereit, 5–10 % des Profits abzugeben. Mit dem Geld konnte die Wärmeeffizienz von mehreren Tausend Häusern verbessert werden.

Für mehr Energieeffizienz in Unternehmen kann sich Amsterdam mit einem niederländischen Effizienzgesetz im Rücken, das Strafen bei Nicht-Erfüllung vorsieht, sehr wirkungsvoll einsetzen. Die Stadt vereinbart mit einzelnen Unternehmen konkrete Effizienzmaßnahmen und -ziele für einen Fünfjahreszeitraum. Bei mangelnder Kooperation greift das Gesetz. Ein Knackpunkt dabei ist die Frage, wieviel Aufwand dabei zumutbar ist. Zur Klärung ist die Stadt auch schon vor Gericht gezogen – und hat mit den höheren Effizienzanforderungen gewonnen.

In der Präsentation befindet sich ein Beispiel für kommunal vergebene Kredite, deren Zinsen sich in Abhängigkeit zur Klimaschutzwirksamkeit entwickeln.

-> Präsentation Climate and Energy Strategy Amsterdam - How to ensure impact von Theun Koelemij, Climate and Energy Program Amsterdam

 

 

Vattenfall Wärme Hamburg GmbH

Von Min-ku Chung von der Vattenfall Europe Business Unit Heat haben wir wenig über konkrete Investitionspläne, dafür mehr zu den Herausforderungen und Chancen der Wärmewende gehört. Er kam als Vertretung von Dr. Frank May von der Vattenfall Wärme Hamburg GmbH, der aus terminlichen Gründen kurzfristig absagen musste. Der Schwerpunkt lag auf der Notwendigkeit Ölheizungen zu ersetzen, den Schwierigkeiten Erneuerbare Energien in der Wärmeerzeugung von Städten zu etablieren, dem Wert von KWK-Anlagen und Strom-zu-Wärme-Anlagen für die Stromnetzstabilisierung und die Integration von Photovoltaik- und Windstrom. 

Ein interessanter Kontrapunkt zu dieser Präsentation ist der Vortrag zur Fernwärme von Dr. Matthias Sandrocks vom Hamburg Institut, siehe unten.

-> Präsentation KWK und Fernwärme – Partner der Energiewende von Min-ku Chung, Vattenfall Europe Business Unit Heat

 

 

Stromnetz Hamburg GmbH 

Dr. Dietrich Graf von der Stromnetz Hamburg GmbH präsentiert, wie ein städtischer Stromnetzbetreiber für Smart Grids sorgen und damit zur Energiewende beitragen kann. Er erläutert die Beispiele E-Mobilität, Smart Meter in Privathaushalten und Klein-BHKW. Das Ergebnis eines Feldversuchs ist z. B., dass gut verdienende private Stromvielverbraucher wenig Anreiz haben, ihren Stromverbrauch auf das Angebot anzupassen, selbst wenn dafür die Stromrechnung sinkt.

Wer etwas zu den Investitionsplänen erfahren möchte, kann in der Dokumentation der Pressekonferenz der Stromnetz Hamburg GmbH vom 17.6.2014 nachlesen.

-> Präsentation Stromnetz Hamburg GmbH von Dr. Dietrich Graf

 

 

Wissenschaft zur Hamburger Energiewende

In vier mal 10 Minuten erhielten die Teilnehmer einen Überblick über vergangene, laufende oder beantragte Forschungsvorhaben zur Hamburger Energieversorgung. Die Schlaglichter orientierten sich jeweils an den Leitfragen nach dem Ziel, dem Vorgehen und der Anwendung für den praktischen Klimaschutz in Hamburg.

 

 

Energetischer Zustand des Hamburger Gebäudebestands

Ashok John vom Beratungsunternehmen für Energiewirtschaft und -Politik Ecofys stellt Methodik und Ergebnisse besagter Studie aus 2010 vor. Auftraggeber war die Umweltbehörde. Bekannte Wärmeenergiedaten im Gebäudebestand wurden auf ähnliche Gebäudetypen aus dem gleichen Bauzeitraum übertragen und so eine Wärmekarte für Hamburg kartiert. In einem weiteren Schritt wurden soziale Daten über die Wärmekarte gelegt und fünf Modellquartiere mit unterschiedlichen Kombinationen von Energiestandard und soziologischer Situation zur Erarbeitung von Sanierungskonzepten identifiziert.

-> Präsentation Energetischer Zustand des Hamburger Gebäudebestands von Ashok John, Ecofys

 

 

GEWISS - GEographisches WäremInformations- und Simulationssystem Hamburg

Esteban Muñoz von der HafenCity Universtität stellt uns das GEWISS-Forschungsprojekt vor. Derzeit werden die Gelder beantragt. GEWISS soll bis ca. 2019 ein Wärmekonzept für die gesamte Stadt darstellen, mit dessen Hilfe die Umsetzung der ambitionierten CO2 Einsparungen im Wärmesektor erreicht werden können sollen.
Partner sind die HCU und die HAW, Ecofys, das Arrhenius-Institut, GEF Ingenieure und sumbi Ingenieure sowie das Landesamt Geoinformation und Vermessungswesen und die BSU.

-> Präsentation GEWISS von Esteban Muñoz, HafenCity Universität

 

 

Smart Power Hamburg

Dr. Jan Sudeikat von der HAMBURG ENERGIE GmbH stellt uns als einer der Projektpartner Smart Power Hamburg vor. Das laufende Verbundprojekt forscht an praktischen Beispielen zur Abstimmung von Erzeugern, Verbrauchern und Speichern, so dass erneuerbare Energien effizient eingebunden werden können.

-> Präsentation Smart Power Hamburg von Dr. Jan Sudeikat, HAMBURG ENERGIE GmbH.

 

 

TransiEnt.EE - Transientes Verhalten gekoppelter Energienetze mit hohem Anteil Erneuerbarer Energien

TransiEnt.EE, vorgestellt von Lisa Andresen, ist ein vom BMWI gefördertes laufendes dreijähriges Projekt der TUHH. Es entwickelt ein virtuelles Energiesystemmodell der Stadt Hamburg, mit dem Ziel, Strategien zur optimalen Einbindung stark fluktuierender Energien zu entwickeln. 

-> Präsentation TransiEnt.EE von Lisa Andresen, Technische Universität Hamburg-Harburg

 

 

Freitag, 20. Juni 2014

Wärme und Wind in Schleswig-Holstein

Unser Nachbarland hat wegweisende Programme für den Ausbau der Windenergie und die Wärmewende im ganzen Land aufgestellt. Tobias Goldschmidt, Stabsleiter Energiepolitik im Energiewendeministerium Schleswig-Holsteins, erklärt die Rahmenbedingungen der beiden Energiebereiche, die Ziele des Landes und lädt Hamburg herzlich ein, als großer Energieverbraucher gemeinsam mit dem Flächenland die Energiewende voran zu bringen.

Ein sehr interessanter Aspekt ist die Herangehensweise an die Gaswirtschaft, deren bisheriges Geschäftsmodell mit der Wärmewende nach und nach überholt wird. Sie werden jetzt schon konstruktiv eingebunden.

-> Präsentation Wärme und Wind in Schleswig-Holstein von Tobias Goldschmidt, Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume des Landes Schleswig-Holstein

 

 

Thema Wärme

Wiebke Hansen vom BUND Hamburg erläutert die aktuellen politischen Debatten nach dem erfolgreichen Volksentscheid UNSER HAMBURG - UNSER NETZ, der auch den Rückkauf der Hamburger Fernwärme beinhaltet. Weiterhin einige Zahlen zur Wärmeversorgung in Hamburg. 

-> Präsentation Hamburger Debatte um die Wärmeversorgung von Wiebke Hansen, BUND Hamburg

 

 

Energiewende im Wärmesektor - Zur strategischen Rolle einer Metropole

Hans Eimannsberger berät in der Energieagentur der Investitionsbank Schleswig-Holstein, der zentralen Förderbank des Landes, zu Projekten im Bereich der Erneuerbaren Energien und Energieeinsparung. Er referiert über kosten- und energieeffiziente Strategien zur Wärmewende und die strategischen kommunalen Aufgaben.

Zentrale Ansätze sind die Vorteile von Wärmenetzen für eine Wärmebereitstellung aus Erneuerbaren Energien, wirtschaftliche Anreize und Stadtentwicklung für Quartierssanierungen, eine Wärmeplanung auf Grundlage von Daten über Wärmebedarfe und -Quellen in der Stadt.

-> Präsentation Energiewende im Wärmesektor - Zur strategischen Roller einer Metropole von Hans Eimannsberger, Investitions- und Förderbank Schleswig-Holstein

 

 

Die Hamburger Fernwärme - Braucht die Stadt eine neue Heizung?

Dr. Matthias Sandrock, als langjähriger Mitarbeiter der Umweltbehörde vielfach mit der Hamburger Fernwärme befasst, berät jetzt am Hamburg Institut zu energiewirtschaftlichen und -politischen Fragen. Die Botschaft des Vortrags: die Fernwärme bietet viele Möglichkeiten für mehr Klimaschutz und Verbraucherfreundlichkeit. Herzstück ist ein 10-Punkte-Plan zur Entwicklung der Hamburger Fernwärme, unterlegt mit Umsetzungsbeispielen aus anderen Städten.

-> Präsentation Die Hamburger Fernwärme - Braucht die Stadt eine neue Heizung? von Dr. Matthias Sandrock, Hamburg Institut

 

 

Fachdiskussion Wärme

Von links: Dr. Rolf Bosse, Dr. Andreas Schnauß, Ulrike Jensen, Dr. Matthias Sandrock, Tobias Goldschmidt

Fachdiskussion "Chancen für Hamburgs Wärmeversorgung"

mit:

  • Tobias Goldschmidt, Stabsleiter Energiepolitik im Energiewendeministerium Schleswig-Holsteins. Hans Eimannsberger von der Investitionsbank Schleswig-Holstein musste wegen eines kurzfristigen Termins nach seinem Vortrag wieder zurück nach Kiel.
  • Dr. Matthias Sandrock, Hamburg Institut
  • Dr. Andreas Schnauß, Vattenfall Europe Wärme AG, in Vertretung von Dr. Frank May, Vattenfall Wärme Hamburg GmbH
  • Ulrike Jensen, SAGA GWG
  • Dr. Rolf Bosse, Mieterverein zu Hamburg

Die Debatte verlief auf den Linien Wärmedämmung - Mieter-/Vermieterdilemma und Entwicklung der Fernwärme - Bau des Gas- und Dampfkraftwerks (GuD) in Wedel. Dr. Bosse vom Mieterverein berichtet von missbräuchlicher Deklarierung normaler Instandhaltungsinvestitionen an Wohnhäusern als Wärmedämmungskosten, welche auf die Miete umgelegt werden können (Mit der SAGA hätte er gute Erfahrungen gemacht). Er hat seine Positionierung verschriftlicht.

Gefragt nach dem Bündnis für das Wohnen lobt Ulrike Jensen, dass darin die Akteure für Wohnungsbau und -Sanierung zumindest mal zusammen kommen. Die SAGA GWG selbst hätte die Wärmebedarfsziele des Bündnisses für das Wohnen jetzt schon erreicht, woraufhin aus dem Publikum der Kommentar kam, dass dann wohl die Ziele zu niedrig wären.

Dr. Schnauß von der Vattenfall Europe Wärme AG in Berlin wunderte sich über die Entwicklung in Hamburg, dass die vor dem Volksentscheid gefassten Pläne zum Bau eines GuD in Wedel nach dem Volksentscheid in Frage gestellt würden und somit die ganze Planung durcheinander geräte. Den Hinweis aus dem Publikum, dass die Verzögerungen der Entscheidung Vattenfalls zum Bau des GuD auf das Jahr 2015 vor allem wirtschaftliche Gründe hätte, bestätigte er jedoch. 

Dr. Sandrock vom Hamburg Institut wird nach der Übertragbarkeit des Thüringischen Gesetzentwurfs zur Fernwärme auf Hamburg gefragt. Die Festlegung, wie sich die Fernwärme entwickeln soll, böte verlässliche Rahmenbedingungen für Investitionen. Weiterhin sei eine Preiskontrolle vorteilhaft. Hamburg habe als Bundesland Spielraum für ein Fernwärmegesetz, da der Fernwärmemarkt nicht bundesgesetzlich geregelt sei. Mit dem Eigentum an der Fernwärme ist noch mehr Gestaltung möglich.

Spannend ist an dieser Stelle ein Blick auf die SAGA GWG, deren Mietswohnung zu über 50 % mit Fernwärme geheizt werden. In diesen Wohnungen leben besonders viele EmpfängerInnen von Sozialleistungen, deren Heizkosten direkt aus dem Sozialetat gezahlt werden. Die Fernwärmepreise beeinflussen also direkt den Hamburger Haushalt. 

Allgemeiner Tenor war, dass es sinnvoll ist, sich auch um moderne Systeme zum Ersatz von klimaschädlichen Ölheizungen zu kümmern.

 

 

Thema Strom

Stromseitig wollten wir uns bei der Tagung auf die Chancen der Metropolregion konzentrieren. In Schleswig-Holstein wird viel und geplant die dreifache Menge des Eigenbedarfs an fluktuierendem Windstrom produziert. Hamburg als Großstadt und Industrie- und Hafenstandort ist ein großer Verbraucher.

Wie diese sinnvoll gekoppelt werden können, soll im "Schaufenster intelligente Energie Wind" praktisch erprobt werden. Dies ist ein über 20 Millionen Euro schweres Förderprogramm des BMWI, um das sich eine Kooperation aus Wissenschaft und Unternehmen in Hamburg und Schleswig-Holstein bewirbt. Hans Schäfers beschreibt das Vorhaben in seinem Vortrag.

 

 

Demand Side Management: Stadt für Netzstabilität

Hans Schäfers, HAW, erläutert den zu erwartenden Strukturwandel auf dem Strommarkt bei Zubau fluktuierender erneuerbarer Energien, die resultierenden Herausforderungen für die Netzstabilität und was es mit dem sogenannten "Überschussstrom" auf sich hat. Demand-Side-, also Nachfragemanagement, ist die zeitliche Anpassung des Stromverbrauchs auf das Angebot, um die Netzstabilität zu fördern. Hans Schäfers erklärt drei praktische Beispiele, wie dies in Betrieb und Gewerbe machbar ist.

-> Präsentation Demand Side Management: Stadt für Netzstabilität von Hans Schäfers, Competence Center für Erneuerbare Energien und Energieeffizienz (CC4E), Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW)

 

 

Windstrom-Kooperation in der Metropolregion

Nach dem Vortrag von Matthias Boxberger, E.on Hanse AG, war ganz klar: die Kooperation zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein zur regionalen Nutzung der Windenergie muss ausgebaut werden, denn (aus der Präsentation):

Das Grünstromangebot aus der Metropolregion muss besser genutzt werden

  • Ausbau der Infrastruktur am Drehkreuz Hamburg
  • Regionale Nutzungskonzepte voranbringen
  • CO2 Vermeidungsfokus

Das "Schaufenster intelligente Energie Wind" ist eine Chance dazu, aber auch auf der politischen Ebene muss die Zusammenarbeit erweitert werden.

-> Präsentation Windstrom-Kooperation in der Metropolregion von Matthias Boxberger, E.on Hanse AG

 

 

Fachdiskussion Wind

Von links: Matthias Boxberger, Hans Schäfers, Dr. Dietrich Graf, Hans Gabányi

Fachdiskussion: Windstrom in Hamburg intelligent verbrauchen

mit:

  • Hans Schäfers, HAW, CC4E
  • Matthias Boxberger, E.on Hanse AG
  • Hans Gabányi, BSU, Leider des Amts für Natur- und Ressourcenschutz
  • Dr. Dietrich Graf, Stromnetz Hamburg GmbH

Hans Gabányi berichtet, dass im Rahmen des Programms "Unternehmen für Ressourcenschutz" mit den Unternehmen auch schon über Demand-Side-Management gesprochen wird. Wir sind gespannt auf erste Ergebnissse. Er hat uns seine Positionierung auch schriftlich zur Verfügung gestellt. 

Auch von Herrn Boxberger gibt es eine schriftliche Position. Besonders spannend ist der Punkt, dass es aus Sicht von E.on auch andere Regionen gibt, um Lastmanagement aufzubauen. Wenn Hamburg davon profitieren will, sollte es einen Zahn zulegen.

In der Diskussion zwischen Podium und Publikum wird auch deutlich, dass heute sehr genau hingeguckt werden muss, ob der sog. Überschussstrom Erneuerbarer oder Kohlestrom ist. Hans Schäfers vertritt die Auffassung, dass dennoch jetzt die Systeme aufgebaut werden müssen, um Überschussstrom sinnvoll zu nutzen, wenn er in 8 oder 10 Jahren in größeren Mengen zur Verfügung steht.

Weiterhin entsteht eine Diskussion um den geförderten Ausbau oder Beibehaltung von Nachtspeicherheizungen für Strom-zu-Wärme-Speicher. Einerseits bieten sie Speicherkapazität, andererseits sind sie nicht flexibel genug, um nur Strom zu speichern, wenn erneuerbarer Überschuss vorhanden ist, speichern eben größtenteils Kohlestrom. 

Von Dr. Graf kommt das Signal, dass die Stromnetz Hamburg GmbH gut aufgestellt ist, das Netz im technisch notwendigen und rechtlich erlaubten Rahmen auf die Anforderungen des Demand-Side-Managements und den Windstromimport aus Schleswig-Holstein einzustellen.

 

 

Wärme und Strom koppeln

Wärme- und Stromwende in der Stadt: Synergien und Konkurrenzen

Dr. Lars-Arvid Brischke bringt mit der Betrachtung der Exergie neue Aspekte in die Diskussion um sinnvolle oder weniger sinnvolle Alternativen zum heutigen Strom- und Wärmesystem. Sein Vortrag bringt noch mal ganz andere Ansätze ein, z. B. die Wohnfläche/Person zu verringern (der Trend geht nach oben) und betrachtet auch kritisch den "Überschussstrom".

-> Präsentation Wärme- und Stromwende in der Stadt: Synergien und Konkurrenzen von Dr. Lars-Arvid Brischke, IFEU-Institut für Enerige- und Umweltforschung Heidelberg

 

 

Fazit: Aufgaben für Hamburg

Manfred Braasch vom BUND Hamburg zieht ein Fazit der Veranstaltung aus Sicht des BUND. Derzeit steht die Stadt im Klimaschutz schlecht da, hat aber enorme Chancen. Dies mündet in Aufgaben an die Politik auf der bundes- und landesweite Ebene. Nicht zu vergessen Hamburgs Einfluss über den Bundesrat. 

-> Präsentation Fazit: Aufgaben für Hamburg von Manfred Braasch, BUND Hamburg

Podiumsdiskussion: Klimaschutz und Energiewende - Hamburg kann mehr!

Von links: Holger Lange, Prof. Dr. Werner Beba, Dr. Helmuth Groscurth, Silke Inselmann (Moderatorin), Manfred Braasch, Jan Rispens

mit:

  • Holger Lange, Staatsrat Umwelt, BSU
  • Prof. Dr. Werner Beba, Leiter CC4E der HAW
  • Jan Rispens, Erneuerbare Energien Hamburg Cluster Agentur
  • Dr. Helmuth Groscurth, arrhenius-Institut für Energie- und Klimapolitik
  • Manfred Braasch, BUND Hamburg
  • und zwei freie Plätze, auf die sich TeilnehmerInnen aus dem Publikum setzen können, um einen Diskussionsbeitrag zu bringen.

Schriftliche Positionierungen liegen von Holger Lange, Prof. Dr. Werner Beba und Jan Rispens vor. 

Ein wichtiger Punkt der Diskussion ist die Priorität, die der Klimaschutz derzeit auf der politischen Agenda hat. Sie wird von Prof. Dr. Werner Beba, Dr. Helmuth Groscurth und Manfred Braasch als wesentlich zu gering angesehen und angemahnt, mehr Geld und Behördenpersonal zur Verfügung zu stellen.

Aus dem Publikum kommt die Erinnerung daran, dass es sich bei 2 Grad Temperaturerhöhung nicht um ein Ziel, sondern um die absolute Grenze handelt, die in Anbetracht der jetzt schon spürbaren Klimawandel-Katastrofen gar nicht erreicht werden sollte. Auch das Kohlekraftwerk Moorburg solle in die Hamburg CO2-Bilanz eingerechnet werden.

Ein weitere Teilnehmer macht Mut, sich auch mit den VerbraucherInnen für Energiesparen und -Effizienz einzusetzen. Hier gäbe es neue, wissenschaftlich fundierte Herangehensweisen.

An dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an unsere Moderatorin Silke Inselmann von widserve Wissensdienstleitungen, die uns kompetenz und charmant durch die Tagung führte und auch die Diskussionen moderierte.

 

 

Rückmeldungen

Die TeilnehmerInnen haben auf Metaplanwänden Diskussionsbeiträge und Rückmeldungen verfasst.

Forderungen:

  • Mehr Haushaltsgeld für Klimaschutz!
  • Ordnungsrecht - Verkehr, - Effizienz Unternehmen, - Gebäudesanierung
  • Leitstelle Klimaschutz auf Senatsebene
  • 40% weniger CO2 bis 2020 ggü 1990
  • Wärmedämmung bitte nachhaltig - nicht mit Styropor
  • Mieter nicht unangemessen belasten! Mieterhöhungen - Wärmekosten
  • Mehr Behördenpersonal für Klimschutz
  • Masterplan zum Managementplan
  • öffentliche Unternehmen in die Pflicht
  • 100 % erneuerbare EE-Region Hamburg und umzu
  • Strom + Wärme + Mobilität zusammenführen
  • Beteiligung der Bürger an den Energienetzen in HH! Mindestens 25,1% in Bürgerhand inkl. Vetorecht
  • Die VertreterInnen der BSU sollten endlich ihre unerträgliche Schönfärberei lassen
  • Macht der Bauämter einschränken, damit Grundeigentümer ihr Haus nach der Sonne ausrichten und Kleinwindanlagen einsetzen können
  • Hamburg fördert die Gebäudedämmung je nach Dämmstoff. Das fördert die Verwendung nachhaltiger Dämmstoffe.

Beiträge zur Diskussion:

  • Die Diskussion um den Standort Gas- und Dampfkraft wird nicht ergebnisoffen durch BSU angegangen
  • aktuelle Entwicklung EEG Energiewende rückwärts?
  • Die Energiewende darf nicht zum Vehikel der Mieterverdrängung missbraucht werden (Mieterverein zu Hamburg)
  • CO2 Reduzierungsnotwendigkeit nach PIK Report 116, Peak Oil Fakten, beides als Zeitpeitsche zum Handeln

Fragen:

  • an Frau Jensen, SAGA GWG: Wie viele Wohnungen werden im Jahr gedämmt? Wie viel Einsparung bringt das? Wie viel der 250 Mio. Euro/ Jahr werden für Dämmung ausgegeben? Ein Beispiel für Kosten, Förderung und Mietenveränderung für eine typische Wohnung
  • Wie viel Fernwärmeerzeugung braucht Hamburg real?
  • An Hans Schäfers: Passen die Unterschiedlichen Anforderungen an Unternehmen Effizienzsteigerung und Demand-Side-Management zusammen?

Das biete ich für die Energiewende in HH:

Kritik:

  • Es ging kaum um Hamburgs Klimakonzept
  • zu techniklastige Diskussion
  • Diskussion über strategische, politische, wirtschaftliche Instrumente kam zu kurz

Wiederkehrende Aspekte

Gelöste und ermutigende Stimmung nach einer erfolgreichen Tagung. Wir haben viel positive Rückmeldungen über Inhalt und Qualität erhalten. Selbst von den Referenten, die schon viele Jahre im Energiebereich tätig sein, kommt die Rückmeldung, sie hätten noch dazugelernt. Jetzt heißt es: Was draus machen!

Einige Aspekte wurden von den ReferentInnen und den TeilnehmerInnen wiederholt herausgestellt:

Die Stadt bietet immense Chancen aufgrund der verdichteten Struktur: wenige Player mit viel Wirkung, z. B. Wohnungsunternehmen, große Industriebetriebe mit Stromverbräuchen wie ganze Städte, können leichter zu Veränderungen bewegt werden als 10.000e von EigenheimbesitzerInnen.

Die Chancen der Metropolregion für eine volkswirtschaftlich günstige Energiewende, insbesondere die Abstimmung des Hamburger Stromverbrauchs auf das ländliche Windstromangebot, werden von Seiten der Wirtschaft und der Politik mehrfach herausgestellt.

Die TeilnehmerInnen waren vielfach beeindruckt von der praxisorientierten Forschung, die für die Hamburger Energiewende läuft oder beantragt ist. Diese sollte von Behörden und Unternehmen dringend in die weiteren Planungen und Umsetzungen integriert werden. Der neu gegründete Energieforschungsverbund aller Hamburger Universitäten und Hochschulen, die sich mit Energieforschung und/oder EnEff-Stadt Projekten befassen, kann hier eine wichtige Adresse sein. 

Das Cluster Erneuerbare Energien bündelt viel Expertise und Lösungsvorschläge. Die Unternehmen sollten eingebunden werden, auch wenn es darum geht, für Forschungsprojekte Gelder zu akquirieren.

Die BürgerInnen sollen an der Energiewende beteiligt werden: an der Willensbildung und finanziell. 

Der soziale Aspekt darf nicht übergangen werden: Wer zahlt? Wer ist in der Lage zu zahlen? Wie können BürgerInnen vor ungerechtfertigten Kosten geschützt werden? Wer gewinnt? Wie kann hier Gerechtigkeit hergestellt werden?

Wie können BürgerInnen als HausbesitzerInnen, MieterInnen, StromverbraucherInnen, VerkehrsteilnehmerInnen für einen sparsamen Umgang mit Energie gewonnen werden?

Wärmeplanung und Stadtentwicklung müssen eng verzahnt werden. Dafür bedarf es Kompetenz und Ressourcen auf der Bezirksebene.

Für Investitionen müssen Rahmenbedingungen gesteckt werden, die die Wirtschaftlichkeit absichern. Der dänische Erfolg in der Wärmewende wird darauf zurückgeführt, dass über Jahrzehnte und Legislaturperioden politische Pläne verlässlich fortgeführt wurden.

Für vielversprechende Lösungen gibt es heute noch keine funktionierenden Marktmodelle, z. B. die Honorierung von angebotsorientiertem Stromverbrauch in Unternehmen und bei privaten Verbrauchern;

Unternehmen sind wegen Ihrer großen Wirksamkeit bei Energiesparen und Energieeffizienz im Wärme- und Strombereich besonders gefragt.

Öffentliche Unternehmen müssen in die Pflicht genommen werden und Vorbilder/ Innovationsträger sein.

Welche Verpflichtungsanreize sollen gesetzt werden und funktionieren? Gesetzliche Verpflichtungen über Ordnungsrecht, freiwillige Selbstverpflichtungen, Fördergelder, Wertewandel.

Das Warten auf den großen "Überschussstrom": Heute kommen die wenigen Stunden, in denen mehr Strom produziert als im Land verbraucht oder exportiert wird, aus Kohle- und Atomkraftwerken, da diese nicht adäquat heruntergeregelt werden. Dennoch ist es jetzt wichtig, die Techniken und Marktmodelle für den kommen Überschussstrom zu entwickeln und einzuführenm, damit sie in 5 oder 10 Jahren zur Verfügung stehen.

 

 



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