12. Februar 2002

Keine weitere Elbvertiefung

Anlässlich der Tagung „Forschungshorizonte der Küstenregion“, als deren Schirmherr Bürgermeister Ole von Beust heute auftrat, überreichten die u.g. Organisationen ihm eine gemeinsame Erklärung gegen die Pläne zu einer weiteren Elbvertiefung sowie symbolisch einen Pegel. Dieser soll den Bürgermeister an seine Verantwortung für den Schutz von Mensch und Natur gegen immer höher auflaufende Sturmfluten erinnern.

Bei der erst 1999 abgeschlossenen letzten Elbvertiefung wurde eine sogenannte Sockellösung gewählt, die aus „hydrologischer, morphologischer und ökologischer Sicht“ die Folgen in einem „vertretbaren Rahmen“ hielten. Eine weitergehende Vertiefung wurde damals eindeutig abgelehnt. 

Zahlreiche Experten u.a. auch von der Internationalen Kommission zum Schutze der Elbe (IKSE) halten eine weitere Vertiefung für fatal. Erst vor kurzem wurde festgestellt, dass die letzte Emsvertiefung (Gewässergütebericht Niedersachsen 2000) die Gewässerqualität erheblich verschlechtert hat. Dies droht auch der Elbe. Die neue Regierung in Hamburg hat als eines der wenigen konkreten Ziele ihrer Umweltpolitik „für die Elbe sowohl die biologische als auch die chemische Gewässergüteklasse 2“ festgelegt. Dies ist nur mit einem Verzicht auf eine weitere Vertiefung an der Unterelbe machbar .

Beim letzten, relativ harmlosen Sturm am 28./29. Januar 2002 wurden die „offiziell“ erwarteten Wasserstände in Hamburg um mehr als einen Meter übertroffen. Dies ist ein klarer Hinweis, dass die Modellrechnungen der Wirtschaftsbehörde nicht mehr funktionieren, die Aufschüttung des Mühlenberger Lochs und die letzte Elbvertiefung von 1999 den Strom unberechenbarer gemacht haben (s. umseitige Details). 

Die noch nicht abgeschlossene Anpassung der Deiche an gestiegene Wasserstände wird rund 500 Millionen Euro kosten. Die Konsequenzen einer neuen Elbvertiefung mit weiter steigenden Wasserständen zeigen sehr deutlich auch die ökonomischen Grenzen des Hochwasserschutzes auf.

Neben der Natur an und in der Unterelbe sind insbesondere Anwohner im Alten Land, in Blankense, der Innenstadt und in Wilhelmsburg bedroht. Eine weitere Vertiefung der Unterelbe, wie sie politisch bereits vom Ersten Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg Ole von Beust und der schleswig-holsteinischen Ministerpräsidentin Heide Simonis verabredet wurde, ist daher unverantwortlich.

Wir fordern den Senat aus CDU, FDP und der Partei Rechtsstaatlicher Offensive auf, die Planung für eine erneute Elbvertiefung einzustellen und für eine norddeutsche Hafenkooperation einzutreten. Wir fordern weiterhin die Hamburger Bürgerschaft auf, einer weiteren Elbvertiefung nicht zuzustimmen. 

Vor dem Hintergrund der Rechtsunsicherheit bei der Inanspruchnahme des internationalen Schutzgebietes Mühlenberger Loch fordern wir außerdem, einen Baustopp bis zur Klärung der Rechtslage zu erlassen. Sollte sich –wie wir erwarten – der Planfeststellungsbeschluss als rechtswidrig herausstellen, muss der neue Senat den umgehenden Rückbau beauftragen und den wichtigen Retentionsraum Mühlenberger Loch an die Elbe „zurückgeben“.

BUND Hamburg Schutzbündnis für Hamburgs Elbregion Verein zum Schutze des Mühlenberger Lochs Forum Wilhelmsburg     

Die nächste Sturmflut kommt bestimmt!

In den letzten Jahrzehnten wurde entlang der Unterelbe begradigt, vertieft und Deichvorland zerstört. Die Ufer wurden mit Kupferschlacke befestigt. Der Tidehub hat sich von 1950 von 2,20 m auf derzeit 3,70 m erhöht. 

Die Sturmflut in der Nacht vom 28. Auf den 29. Januar 2002, die das Amt für Strom und Hafenbau mit 2-2,5 m über MTHW im offiziellen Sturmflutwarndienst ankündigte, brachte gegen 3.30 Uhr ein Hochwasser von 3,26 über dem MTHW. Die Warnung der Stadt lag damit rund einen Meter unter der tatsächlich eingetroffenen Wasserhöhe. 

In Cuxhaven wurden lediglich 2,36 m über MTHW gemeldet, was einer „normalen Sturmflut entspricht. Die amtliche Auskunft hat es am 29. Januar 2002 als „unvorsehbar“ bezeichnet, das das MTHW in Hamburg um einen Meter höher lag als in Cuxhaven. 

Für Rücksprachen:

Paul Schmid, BUND-Pressesprecher
Email: presse.hamburg@bund.net
Tel.: (040) 600387-12




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