7. März 2003
Unseriöser Umgang mit Bürgern und Sponsoren
„Symbolpolitik der ganz schlechten Sorte“ wirft der Hamburger Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) dem Hamburger Senat im Zusammenhang mit der Aktion „Fielmann schenkt Hamburg Bäume“ vor. Bürgermeister Ole von Beust hatte Anfang der Woche alle Bürger dazu aufgerufen, sich bei der Stadt zu melden, wenn „vor ihrer Haustür ein Baum gefällt werden musste, der ihnen jetzt im wahrsten Sinne des Wortes fehlt.“ Die Fielmann AG hatte sich bereit erklärt, die Nachpflanzungen zu sponsern.
„Hier werden Bürger, der Sponsor und die Bezirksämter veralbert und missbraucht“, kritisiert Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg. Tatsächlich würden in Hamburg jährlich rund 400 – 500 Bäume, die aus Altersgründen gefällt werden müssen, nicht nachgepflanzt, weil schlicht und einfach das Geld fehle.
„Dass die Fielmann AG helfen will, ist ein schönes und generöses Angebot. Hier wird jedoch auf Kosten der Steuerzahler Bürgerbeteiligung vorgegaukelt“, kritisiert der BUND. Alle Stellen, an denen Bäume gefällt wurden, seien in den Bezirksämtern auf Knopfdruck per Computer abrufbar. Anstatt koordiniert und fachlich abgestimmt nachzupflanzen, müssten die Gartenbauabteilungen nun jeder Einzelanfrage nachgehen auf Zuruf ausrücken. Dies sei für die ohnehin von Personalknappheit geplagten Ämter ein wenig effizientes Vorgehen.
Grundsätzlich bemängelt der BUND, dass der Senat für reine Erhaltungsmaßnahmen wie das Nachpflanzen von Straßenbäumen keine Eigenmittel zur Verfügung stellt. „Sponsorengelder sollten dafür da sein, neue Ideen wie etwa die Umgestaltung des Jungfernstieges umzusetzen. Demnächst richtet der Senat wohl eine „Schlagloch-Hotline“ ein, bei der die Bürger Straßenschäden vor ihrer Haustür melden dürfen und der Bürgermeister sucht Sponsoren, um diese auszubessern“, mutmaßt der BUND-Landesgeschäftsführer.
„Dass der Bürgermeister ohnehin keine echte Bürgerbeteiligung will, hat er vor kurzem gezeigt. Erst in der vergangenen Woche hat er die Bebauungspläne Wohldorf-Ohlstedt und Immenhorstweg von der Bezirksebene auf die Senatsebene gezogen, mit dem einzigen Zweck, die Bürgerbegehren und damit den Bürgerwillen vor Ort auszuhebeln“, so Manfred Braasch abschließend.
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