19. Januar 2005
Elbe/Hafen: Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt auf einem Auge blind
Die aktuell von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt vorgestellte Bewertung des Zustandes der Elbe und einer Europäischen Schutzgebietsausweisung im Hafenbereich stoßen auf deutliche Kritik des BUND Hamburg. Der Umweltverband fordert weiterhin eine konsequente FFH-Schutzgebietsausweisung entlang der Tide-Elbe durchgängig bis Geesthacht. Dies deckt sich im übrigen auch mit der Definition eines Ästuars (Flussmündungsbereich) des Bundesamtes für Naturschutz.
Der behördliche Hinweis auf das verbesserte Arteninventar für Fische in der Tideelbe ist aus Sicht des BUND nur die halbe Wahrheit. Von allen Fischarten in der Unterelbe macht allein der Stint mehr als 95 % der Biomasse aus, von einem ökologisch ausgewogenen Arteninventar ist die Tide-Elbe also noch weit entfernt.
Weiterhin ist das regelmäßig im Sommer auftretende Sauerstoffloch vor Blankenese ein großes Problem – insbesondere für wandernde Fischarten. In den letzten Jahren wurde immer wieder ein lokal auftretendes Fischsterben beobachtet.
Als ebenfalls inakzeptabel sieht der BUND die im Hamburger Hafen praktizierte Unterhaltungsbaggerung an. Auf Grund der zunehmenden Sedimentation wurden zum Beispiel in letzten Jahr im Bereich des Köhlbrand umfangreiche Baggerarbeiten durchgeführt und das Material anschließend kurz vor Hahnöfersand in der Elbe verklappt. Dies geschieht trotz anders lautender fachlicher Anweisung auch während der sauerstoffkritischen Zeit. Baggerung und Verklappung verursachen eine zusätzliche Sauerstoffzehrung und verstärken somit die Gefahr eines Fischsterbens.
Auch der Eintrag von Nitrat aus so genannten diffusen Quellen (Landwirtschaft) entlang der gesamten Elbe ist weiterhin ein großes Problem. Die Elbe aber auch die Nordsee leiden an der daraus resultierenden Eutrophierung. Aufklärungsbedarf sieht der BUND Hamburg ebenfalls in Bezug auf den Eintrag von Arzneimittelrückständen, die über Kläranlagen in die Elbe gelangen. Die Kenntnisse über die Wirkungszusammenhänge dieser Stoffe auf das Ökosystem sind bislang nur unzureichend.
"Umweltstaatsrätin Frau Dr. Gundelach wäre gut beraten, auch kritische Fakten zur Kenntnis zu nehmen, die FFH-Schutzgebietsausweisung zu komplettieren und weiterhin an einer Verbesserung des ökologischen Zustandes der Tide-Elbe zu arbeiten", so Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg.
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