BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


16. März 2005

In Laufrichtung über die Straße tragen!

Was sie Jahrtausende lang geschützt hat, wird der Erdkröte jetzt zum Verhängnis: Statt bei Gefahr davon zu springen, duckt sie sich und ist dann von einem Erdklumpen nicht zu unterscheiden. Eine perfekte Tarnung vor Greifvögeln, aber kein Schutz vor Autoreifen!

Nicht nur die Erdkröte, auch zahlreiche andere Amphibienarten kreuzen jetzt Hamburgs Straßen, um in ihre Laichgebiete zu wandern. "Der ungewöhnlich lang andauernde Frost hat die Tiere in diesem Jahr bis Mitte März in ihren Erdlöchern gehalten; mit den plötzliche ansteigenden Temperaturen wird die gesamte Wanderung in diesem Jahr in wenigen Tagen vonstatten gehen", so Harald Köpke vom BUND.

Der BUND Hamburg appelliert deshalb an alle Autofahrer, in den kommenden Frühjahrsnächten sehr umsichtig zu fahren, notfalls kurzzeitig anzuhalten oder die Brennpunkte (siehe Anhang) ganz zu meiden. "Es ist auch keineswegs verboten, eine Kröte anzufassen und sie in Laufrichtung über die Straße zu tragen. Auch sollten zum Beispiel Kellerabgänge alle paar Tage auf gefangene Amphibien kontrolliert werden. Ein Naturerlebnis gibt es gratis dazu", sagt Harald Köpke.

In Hamburg werden jedes Jahr massenhaft Kröten, Frösche und Molche auf ihrer Wanderung überfahren, fast alle Arten stehen deshalb auf der "Roten Liste". Der BUND möchte den Amphibien helfen und ihren Schutz in Hamburg insbesondere in der Laichzeit verbessern. Der Umweltverband bittet deshalb alle Hamburger, in den nächsten Tagen besonders aufmerksam zu sein und Amphibienwanderungen mit genauer Bezeichnung der Orte an das Hamburger Umweltzentrum des BUND zu melden. Aus den gesammelten Informationen soll eine umfassende Datenbank der Amphibien-Wanderwege entstehen. Auf diese Grundlage wird der BUND eigene Schutzaktivitäten aufbauen und auch das Natur-schutzamt und die Naturschutzreferate der Bezirke in die Pflicht nehmen, in der Zukunft für einen besseren Amphibienschutz zu sorgen. Dies kann insbesondere mit dem Bau von Kleintiertunneln sowie temporären Amphibienzäunen und Straßensperrungen geschehen.

Hinweise auf Amphibienwanderwege erbittet der BUND an das Hamburger Umweltzentrum unter Tel. 040 - 600 386 0 oder eMail hamburger.umweltzentrum@bund.net mit folgenden, möglichst genauen Angaben: Stadtteil, Fundort mit Straße und ggf. Hausnummer, Uhrzeit, ungefähre Angaben der Anzahl und, wenn bekannt, auch die Art der Tiere, eigene Telefonnummer bzw. Kontaktadresse.

Für Rückfragen: Paul Schmid, BUND-Pressesprecher, Tel. 040 - 600 38 712

 

Amphibienschutz Hamburg

Bekannte Brennpunkte der Amphibienwanderung in den letzten Jahren in Hamburg, nach Stadtteilen in alphabetischer Reihenfolge geordnet

Bergstedt: Hamarrakoppel

Billwerder-Moorfleet: nördl. Bahngraben zwischen Mittlerer und Unterer Landweg

Blankenese: Mühlenberger Weg

Burgwedel: Grothwisch

Duvenstedt: Wiemerskamper Weg

Finkenwerder: Kirchenaußendeichsweg

Francop: Neuenfelder Weg

Kirchwerder: Fersenweg, Marschenbahndamm

Lemsahl: Eichelhäherkamp

Marmstorf: Vahrendorfer Stadtweg

Neuenfelde: Nincoper Moorweg

Niendorf: Bayenweg, Rahweg

Reitbrook: Vorderdeich

Rissen: Zufahrt zum Parkplatz im Waldpark Marienhöhe

Sasel: Bekwisch

Tatenberg: Tatenberger Deich und Marschenbahndamm

Wilhelmsburg: Georgswerder Hauptdeich (südlich A 1)

Wittenbergen: Wittenbergener Weg, Rissener Ufer, Falkensteiner Weg und Ufer

Stand: 15. März 2005

Für Rücksprachen:

Paul Schmid, BUND-Pressesprecher
Email: presse.hamburg@bund.net
Tel.: (040) 600387-12


Quelle: http://bund-hamburg-archiv.bund.net/nc/presse/pressemitteilungen_hamburg/detail/browse/70/artikel/in-laufrichtung-ueber-die-strasse-tragen-1/