18. März 2005
Hamburg verwehrt Anwohnern saubere Luft
In Hamburg werden an allen straßenbezogenen Messstationen seit drei Jahren die Grenzwerte für Stickstoffdioxid (NO2) überschritten. Trotz hoch gelobter "intelligenter" Ampelschaltungen, die vor mehr als einem Jahr eingeführt wurden, bleiben die Belastungen deutlich über den zum Schutz der menschlichen Gesundheit festgelegten Grenzwerten. Derzeit lösen diese Grenzwertüberschreitungen "nur" die Aufstellung eines Luftreinhalteplans aus, sollten 2010 immer noch zu hohe Werte vorliegen, drohen Klagen von betroffenen Anwohnern.
"Die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt muss ihr Maßnahmenpaket dringend überarbeiten und wirkungsvollere Instrumente einsetzen, sonst können die europarechtlichen Vorgaben nicht eingehalten werden. Es darf auch in Hamburg kein Tabu mehr für Verkehrsbeschränkungen für PKW mit hohem Schadstoffausstoß (älter als Euro 3) geben", so Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND.
Bereits 2003 wurde im Bereich der Habichtstraße der Verkehrsfluss durch eine intelligente Ampelschaltung "flüssiger" gemacht. Dies soll laut Hamburger Luftreinhalteplan dazu beitragen, auch die Stickstoffdioxidbelastung der Anwohner zu senken. Nach Recherchen des BUND Hamburg verbesserte sich zwar der Verkehrsfluss, die Messwerte (s. u.) für NO2 liegen aber weiterhin deutlich über dem geltenden Grenzwert der 22. Bundesimmissionsschutzverordnung. Dies gilt auch für die Kieler Straße, die Max-Brauer-Allee und die Stresemannstraße. An diesen Straßen sind vergleichbare Maßnahmen wie an der Habichtstraße geplant, die nach Einschätzung des BUND ebenfalls kaum Wirkung zeigen werden.
Stickstoffdioxid entsteht als Nebenprodukt bei Verbrennungsvorgängen, der motorisierte Verkehr ist mit über 60 % der Hauptemittent. NO2 ist auch beteiligt an der photochemischen Ozonbildung in den Sommermonaten. Bei Menschen kommt es bei längerer Einwirkung v. a. zur Reizung der Atemwege und zu einer Erhöhung der Empfindlichkeit gegenüber Atemwegsinfektionen.
"Senator Freytag darf als verantwortlicher Behördenleiter nicht weiter der fortlaufenden Grenzwertüberschreitung und der potenziellen Gesundheitsgefährdung der Anwohner zusehen. Spätestens 2010 wird es dann zu einer massiven Klagewelle von Anwohnern und Verbänden kommen, wenn Hamburg keine wirkungsvollen Maßnahmen ergreift", so Manfred Braasch.
Stickstoffdioxid-Grenzwerte und Messungen in Hamburg*
2002
2003
2004
Grenzwert NO2**
56
54
52
Max-Brauer-Allee
60
68
63
Stresemannstraße
58
63
57
Habichtstraße
59
69
64
Kieler Straße
(53)
61
65
* Jahresmittelwert nach 22. BImSchV, alle Werte in µg/m³** 2010 liegt der verbindliche Grenzwert bei 40 µg/m³
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Paul Schmid, BUND-Pressesprecher
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