20. Februar 2008
Kraftwerk Moorburg: Zusätzliche Antragsunterlagen unter starker fachlicher Kritik von Bundesbehörden
Die neuen, zusätzlichen Antragsunterlagen des Vattenfall-Konzerns zur Abschätzung der Belastung der Elbe durch das geplante Kohlekraftwerk Moorburg entpuppen sich ganz offensichtlich als Eigentor. Der BUND bezieht sich hierbei auf eine gestern übermittelte Stellungnahme der Bundesanstalt für Gewässerkunde (bfg), die an den jetzt vorgelegten Modellrechnungen kein gutes Haar lässt. Es fehle an Nachweisen für die Berechnung, die verwendeten Szenarien seien nicht zwingend repräsentativ und auch der untersuchte Zeitraum sei in seiner Aussagefähigkeit »stark eingeschränkt«. Das Fazit der Bundesanstalt: Die »eingeleitete Belastung könnte höher« und die »kraftwerksbedingten Auswirkungen auf den Sauerstoffgehalt könnten relativ gesehen größer« als in den vorgelegten Modellrechnungen ausfallen. Damit würde sich die ohnehin bereits kritische Sauerstoffsituation, die regelmäßig zu lokalem Fischsterben in der Tideelbe führt, nochmals verschlechtern. Eine solche Verschlechterung wird aber von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) in ihrer eigenen fachlichen Stellungnahme vom 31.08.2007 nicht akzeptiert.
Kritische Anmerkungen zu den neuen Unterlagen gibt es auch von der länderübergreifenden Arbeitsgemeinschaft für die Reinhaltung der Elbe (ARGE Elbe), die vor allem die Angaben über den Eintrag an toter Biomasse durch das Kraftwerk anzweifelt. Die Vattenfall-Gutachter gehen von rund 15 Tonnen pro Tag aus, die ARGE Elbe kommt nach eigenen Berechnungen auf mindestens 100 t/Tag. Da tote Biomasse unter Sauerstoffzehrung abgebaut wird und damit ebenfalls die Sauerstoffsituation in der Elbe verschlechtert, ist diese Diskrepanz ein zentraler Schwachpunkt in den nachgereichten Unterlagen.
»BSU-Senator Gedaschko darf sich jetzt nicht hinter formalen Fristen verstecken und muss noch vor der Bürgerschaftswahl Farbe bekennen. Die Stellungnahme der bfg liegt schließlich bereits seit vier Wochen vor. Die Bürgerinnen und Bürger haben ein Recht darauf zu erfahren, ob der Senator die wasserrechtliche Erlaubnis für das Kraftwerk aufgrund der zu erwartenden Probleme für die Elbe ablehnen wird oder ob Vattenfall Klima und Elbe mit dem Segen des Senats zusätzlich schädigen darf«, so Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg.
Die Stellungnahmen der bfg und der ARGE Elbe senden wir Ihnen gerne als pdf-Datei zu.
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