25. Februar 2015

Sanierung des Boehringer-Geländes: Erfolg von Umweltgruppen für den Hamburger Osten

Der fast 30 Jahre dauernde Einsatz des BUND Hamburg und mehrerer Umweltgruppen im Hamburger Osten hat sich gelohnt. In einem neuen Sanierungsvertrag vereinbarten die Firma Boehringer und die Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt (BSU) erstmals konkrete Ziele für die Sanierung des mit Chlorbenzolen verseuchten Grundwasserbereichs, der sogenannten Schadstofffahne, in der Umgebung des ehemaligen Werksgeländes von Boehringer.

„Die neue Vereinbarung ist ein Erfolg für alle Beteiligten, die sich im letzten Jahr intensiv und konstruktiv um die Fortsetzung der Schadstofffahnensanierung engagiert haben“, sagten Maren Jonseck-Ohrt vom BUND und Erika Rudolph von der Billstedter Bürgerinitiative heute bei einer Pressekonferenz in der BSU. Sie seien zuversichtlich, dass die wesentlichen Ziele, die Verhinderung einer Abwanderung der Fahne, eine Verringerung der Fahnenausdehnung sowie eine erhebliche Reduzierung der Schadstoffgehalte im Grundwasser erreicht werden.
Mit der langfristigen Laufzeit der Vereinbarung von 40 Jahren und der Verpflichtung, das Grundwasser für weitere 50 Jahre zu überwachen (Monitoring), übernehme Boehringer Verantwortung für zukünftige Generationen.

Nachdem Boehringer seit 1990 insgesamt bereits mehr als 160 Mio. Euro für Bau- und Sanierungsmaßnahmen ausgegeben hatte, sollte die Förderung des mit Boehringer-Schadstoffen (BSS) verunreinigten Umgebungsgrundwassers (Fahne) im Jahr 2013 eingestellt werden, da die hierfür vorgesehenen Mittel aufgebraucht waren. Nach eineinhalb Jahren intensiver Verhandlungen ist es allen Beteiligten nun aber gelungen, ein tragfähiges Sanierungskonzept zu entwickeln, das erstmals eine konkrete Zielvereinbarung für die Verringerung der Schadstoffgehalte beinhaltet. Die Gehalte der sogenannten „Boehringer-spezifischen Schadstoffe“ (BSS, vor allem Chlorbenzole) im Grundwasser in der Umgebung des Geländes sollen durch ein gezieltes Fördermanagement nach 40 Jahren nur noch einen Bruchteil der heutigen Konzentration betragen.

Für Rückfragen: Paul Schmid, BUND-Pressesprecher, Tel. (040) 600 387 12

 
Zum Hintergrund:

Von 1951 bis 1984 wurden auf dem Gelände der Firma Boehringer in Hamburg-Moorfleet Pflanzenschutzmittel hergestellt, bei deren Produktion und Wiederaufbereitung das schlimmste aller Dioxine, das sogenannte Seveso-Dioxin 2,3,7,8-TCDD (Tetrachlordibenzodioxin), anfiel. Unter anderem wurde dieses Gift im Vietnam-Krieg als Bestandteil des Entlaubungsmittels Agent Orange großflächig eingesetzt. Nach intensiven Protesten von Umweltgruppen und strengeren Auflagen der damaligen Umweltbehörde für die Dioxinemissionen des Werkes gab Boehringer die Produktion in Hamburg-Moorfleet im Jahr 1984 auf.

In den darauffolgenden Jahren erarbeiteten Boehringer und die Stadt Hamburg unter aktiver Beteiligung des BUND und von Umweltgruppen vor Ort ein erstes Sanierungskonzept und unterzeichneten die Vereinbarung dazu im Jahr 1990. Im Vordergrund standen zunächst die Sicherung des mit hochgiftigen Dioxinen verunreinigten Firmengeländes sowie die Sanierung des mit Chlorbenzolen verunreinigten Grundwassers in der Umgebung.

Ein erster Versuch, die Böden des Werksgeländes mit Hilfe einer Hochtemperatur-verbrennungsanlage zu reinigen, scheiterte. Im Jahr 1996 begann dann die Umsetzung eines veränderten Sanierungskonzeptes, das eine Einkapselung des Geländes sowie die Förderung und Reinigung des belasteten Grund- und Stauwassers außerhalb und innerhalb des Dichtwandtopfes vorsah.

Eine Gruppe von Umweltverbänden und Initiativen vor Ort begleitete die Aktivitäten rund um die Sanierung auf hohem fachlichen Niveau.

Mit dem Auslaufen des Sanierungsvertrags im Jahr 2012 wollte die Firma Boehringer ihr Engagement hinsichtlich der Grundwassersanierung in Hamburg-Moorfleet beenden. Die Umweltgruppen wollten diesen „Abschied“ jedoch nicht hinnehmen. Sie haben sich auf allen Ebenen dafür engagiert, dass Boehringer mit der Stadt Hamburg einen neuen Sanierungsvertrag abschließt und in der Folge aktiv an dem neuen Konzept mitgearbeitet.

Letztendlich hat sich Boehringer zu seiner Verantwortung für den Standort in Hamburg bekannt und den in der vergangenen Woche endgültig abgestimmten Vertrag unterzeichnet. Jetzt besteht erstmals die Chance, in einem definierten Zeitraum eine zielorientierte und nachhaltige Grundwassersanierung im Stadtteil Moorfleet zu erreichen.

 

 




Moorburg verhindern

Für die Klage gegen das Kohlekraftwerk Moorburg ist der BUND auf finanzielle Unterstützung angewiesen.

Helfen Sie mit Ihrer Spende!

Suche

Zur diesjährigen Mitgliederversammlung plant der BUND Hamburg eine Änderung der Satzung und der Geschäftsordnung. Einzelheiten dazu finden Sie hier.