BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


11. Mai 2005

Unterelbe noch weit von einem guten ökologischen Zustand entfernt

Die aktuell von der Wasssergütestelle Elbe der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt vorgestellte Bewertung der Wasserqualität der Elbe stellt nach Ansicht des BUND nur die halbe Wahrheit dar. Zwar haben sich tatsächlich viele Schadstoffparameter deutlich reduziert und somit zur einer Verbesserung der Wasserqualität beigetragen. Dennoch gibt es eine Reihe von kritischen Punkten, die nicht ausgeblendet werden dürfen:

So hat sich zwar die Anzahl der Fischarten in den letzten 10 Jahren erhöht, in der Unterelbe macht aber allein der Stint mehr als 95 % der Biomasse aus. Von einem ökologisch ausgewogenen Arteninventar ist die Tide-Elbe also noch weit entfernt.

Weiterhin ist das regelmäßig im Sommer auftretende Sauerstoffloch vor Blankenese ein großes Problem – insbesondere für wandernde Fischarten. In den letzten Jahren wurde immer wieder ein lokal auftretendes Fischsterben beobachtet. Dieses Problem wird sich nach Ansicht des BUND mit der nächsten Elbvertiefung noch verstärken.

Als ebenfalls inakzeptabel sieht der BUND die im Hamburger Hafen praktizierte Unterhaltungsbaggerung an. Auf Grund der zunehmenden Sedimentation wurden zum Beispiel in letzten Jahr im Bereich des Köhlbrand umfangreiche Baggerarbeiten durchgeführt und das Material anschließend kurz vor Hahnöfersand in der Elbe verklappt. Dies geschieht trotz anders lautender fachlicher Anweisung auch während der sauerstoffkritischen Zeit. Baggerung und Verklappung verursachen eine zusätzliche Sauerstoffzehrung und verstärken somit die Gefahr eines Fischsterbens.

Auch der Eintrag von Nitrat aus so genannten diffusen Quellen (Landwirtschaft) entlang der gesamten Elbe ist weiterhin ein großes Problem. Die Elbe, aber auch die Nordsee leiden an der daraus resultierenden Eutrophierung. Aufklärungsbedarf sieht der BUND Hamburg ebenfalls in Bezug auf den Eintrag von Arzneimittelrückständen, die über Kläranlagen in die Elbe gelangen. Die Kenntnisse über die Wirkungszusammenhänge dieser Stoffe auf das Ökosystem sind bislang nur unzureichend.

"Die Fachbehörde von Umweltsenator Dr. Freytag wäre gut beraten, auch kritische Fakten zur Kenntnis zu nehmen und der Öffentlichkeit nicht vorzugaukeln, mit der Elbe in Hamburg sei alles in Ordnung", so Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg.

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Quelle: http://bund-hamburg-archiv.bund.net/nc/presse/pressemitteilungen_hamburg/detail/artikel/unterelbe-noch-weit-von-einem-guten-oekologischen-zustand-entfernt/