BUND Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland


21. September 2005

Recyclingpapier im Hamburger Einzelhandel eine Seltenheit

In den Hamburger Geschäften sind Produkte aus Altpapier so selten, dass Kunden häufig auf umweltschädliches Normalpapier zurückgreifen müssen. Zu diesem Ergebnis kommt der BUND Hamburg bei einer Erhebung zum Thema »Recyclingpapierprodukte im Hamburger Einzelhandel«. »Bei steigendem Papierkonsum führt diese aktuelle Entwicklung zu einer falschen Waldbewirtschaftung und zur weiteren Zerstörung von Wäldern, die ausschließlich zur Papierherstellung abgeholzt werden. Nur durch eine Senkung des Papierkonsums und eine Steigerung des Altpapieranteils ist eine umweltverträgliche Entwicklung möglich. Der Hamburger Einzelhandel ist daher aufgefordert, seine Sortimentspolitik zu überdenken«, sagt Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg.

Neben dem mangelnden Angebot bei Recyclingpapierprodukten ist auch die Kennzeichnung unzureichend. Es ließen sich auf einigen Altpapierprodukten irreführende Siegel finden, bei denen eine Umweltverträglichkeit des Produktes häufig nicht gewährleistet sei. »Die Verbraucher sollten ausschließlich Produkte mit dem Umweltsiegel «Blauer Engel» kaufen«, so der Tipp des BUND.

Positiv fiel bei der Erhebung nur das Angebot bei Recyclingtoilettenpapier auf. Toilettenpapier aus Altpapier stellte sich in vielen Fällen sogar als eine preisgünstigere Alternative heraus und war in jedem der untersuchten Geschäfte zu finden. Bei anderen Hygienepapieren wie Haushaltspapier oder Taschentüchern war das Angebot jedoch erschreckend gering. So gab es nur in vier von 28 Geschäften Taschentücher aus Recyclingpapier. Der Drogeriemarkt Schlecker hatte als einziger Anbieter Recyclingprodukte bei Toilettenpapier, Haushaltspapier und Taschentüchern im Angebot.

»Das mangelhafte Angebot bei Hygienepapieren ist besonders ärgerlich«, so Manfred Braasch. »Hygienepapiere können aufgrund des zu großen Aufwandes nicht recycelt werden und stehen somit am Ende der Recyclingkette. Werden frische Fasern eingesetzt, gehen diese von Anfang an dem Recyclingkreislauf verloren. Sie können nicht wie z. B. bei Zeitungspapier üblich mehrmals recycelt werden. Beängstigend ist zudem, dass einige Hersteller den hohen Zellstoffanteil ihrer Produkte positiv hervorheben und somit mit deren Umweltfeindlichkeit bewerben.«

Niederschmetternd war laut BUND auch das Angebot bei den Schreibwaren aus Altpapier. Selbst gut sortierte Anbieter wie Staples führen keine A4- und A5-Schulhefte aus Recyclingpapier. Bundesweit liegt der Anteil von Recyclingprodukten bei Schulhelfen aktuell nur noch bei 5 Prozent, Anfang der 90er-Jahre waren es noch bis zu 70 %. Erfreulich sei es daher, dass zumindest Karstadt, Kloppenburg sowie das Geschäft Christine Bruhn - Papier+Design sowohl A4- und A5-Hefte als auch A4-Spiralblöcke als Recyclingprodukt im Sortiment hatten.

Briefumschläge aus Recyclingpapier waren im Handel ebenfalls eine Seltenheit. Bei der Deutschen Post fand der BUND zwar zwei der drei gesuchten Briefumschlagsformate. In dem von der Post online angebotenen Sortiment mit insgesamt 53 gelisteten Produkten bestehen jedoch lediglich zwei aus Altpapier.

Der BUND Hamburg fordert Post und Einzelhandel auf, Recyclingpapierprodukte wieder verstärkt ins Sortiment aufzunehmen und dies offensiv zu bewerben. »Nur wenn die Kunden ein vielfältiges und attraktives Angebot vorfinden, werden sie wieder auf Produkte aus Altpapier zurückgreifen«, so Manfred Braasch.

Die Liste der untersuchten Geschäfte mit den Angaben zum Papiersortiment finden Sie zum Download direkt auf der Startseite von www.bund-hamburg.de

Für Rücksprachen:

Paul Schmid, BUND-Pressesprecher
Email: presse.hamburg@bund.net
Tel.: (040) 600387-12


Quelle: http://bund-hamburg-archiv.bund.net/nc/presse/pressemitteilungen_hamburg/detail/artikel/recyclingpapier-im-hamburger-einzelhandel-eine-seltenheit/