6. Dezember 2005
Elbvertiefung: Kritik des WWF ernst nehmen
pm 67/ Hamburg, 06. Dezember 2005
Mit scharfer Kritik reagiert der Hamburger Landesverband des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) auf die abfällige Bewertung der Wirtschaftsbehörde zu der vor kurzem veröffentlichten Studie des WWF über die Auswirkungen der letzten Elbvertiefung.
»Die Äußerung ›Die Studie wird für uns nicht von Bedeutung sein‹ im Hinblick auf die aktuellen Planungen ist angesichts des gravierenden Eingriffs in das Ökosystem an Arroganz nicht zu überbieten«, sagt Manfred Braasch vom BUND.
Der BUND Hamburg hat in der Vergangenheit mehrfach auf die Folgen der letzten Elbvertiefung hingewiesen und in einer Auswertung der offiziellen Behördendaten festgestellt, dass sich etwa die Sauerstoffsituation im Frühsommer seither massiv verschlechtert hat. So hat sich die Anzahl der Tage mit einem Sauerstoffgehalt unter dem kritischen Wert von 3 mg/l seit 1999 im Durchschnitt verdreifacht (siehe Grafik) und im Sommer 2005 waren die Sauerstoffwerte im Elbwasser so tief wie seit 13 Jahren nicht mehr. In der Folge waren im Fangnetz eines Fischkutters rund 200 kg tote Aale, eine Fischart, die sogar als besonders widerstandsfähig gegenüber Sauerstoffmangel gilt.
Der BUND wirft der Wirtschaftsbehörde sowie den zuständigen Landesbehörden vor, die eigenen Messdaten regelmäßig schöngerechnet und im Sinne der eigenen Interessen interpretiert zu haben. Nach der WWF-Studie fordert der BUND die Wirtschaftsbehörde nun auf, die Beurteilung der Umweltverbände ernst zu nehmen und eine unabhängige Institution wie etwa das Bundesamt für Naturschutz (BfN), die GKSS oder das Umweltforschungszentrum Leipzig (UFZ) einzubeziehen. Außerdem fordert der BUND angesichts der politischen Bedeutung des Verfahrens, dass die in Hamburg beliebte Tradition, die Antragstellung, die Genehmigung der Baumaßnahme und die Kontrolle der Auswirkungen in derselben Behörde vorzunehmen, aufgebrochen wird.
»Es ist an der Zeit, dass an derart schwerwiegende Eingriffe mit vielfältigen Auswirkungen auf die Natur und die Menschen objektive Maßstäbe angelegt werden und die demokratisch verankerten Beteiligungsrechte der Betroffenen wieder an Bedeutung gewinnen«, so Manfred Braasch.
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