11. Januar 2010
BUND zum Internationalen Jahr der Biodiversität:
Anlässlich des heutigen Auftakts zum Internationalen Jahr der Biodiversität weist der BUND darauf hin, dass der Stadt Hamburg eine besondere Verantwortung für den Artenschutz in Deutschland zukommt. So gelte Hamburg auf Grund seiner geografischen Lage im Elbtal nach wie vor als einer von bundesweit acht ›Hotspots‹ der Pflanzenvielfalt. Die verfügbaren Daten über die Entwicklung der Artenvielfalt in Hamburg seien jedoch alarmierend, sie zeigten in vielen Bereichen ein deutliches „Artensterben" in der Hansestadt.
»Nach der aktuell gültigen Roten Liste Hamburgs sind rund 55 Prozent der Farn- und Blütenpflanzen gefährdet, 22 % davon sind vom Aussterben bedroht«, informiert Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg. In der Hamburger Tierwelt sehe der Gefährdungsgrad nicht besser aus. „Bei den Brutvögeln stehen 34 % auf der Roten Liste, bei den Säugetieren 39 % und bei Tagfaltern sind es sogar 83 %", so Braasch.
Eine der Hauptursachen für dieses Artensterben sieht der BUND in einer verfehlten Stadtentwicklungspolitik mit einem weiterhin deutlich zu hohen Flächenverbrauch. So würde in Hamburg immer noch auf der „Grünen Wiese" gebaut und geplant, während die in jeder politischen Sonntagsrede verkündete verstärkte Nutzung von Konversionsflächen ins Stocken gerate. Deutlich werde dies etwa am Beispiel des Bebauungsplans Wohldorf-Ohlstedt, bei dessen Umsetzung die Stadt am Rande des Naturschutzgebietes Wohldorfer Wald eine wichtige Grünverbindung zubauen will. Gleichzeitig sei eine naturschonende Planung für die zukünftige Nutzung der Lettow-Vorbeck-Kaserne in Hamburg-Jenfeld gefährdet und komme trotz mehrjähriger Planungsphase nicht voran.
Der BUND kritisiert außerdem, dass für Hamburg immer noch kein Biotopverbund ausgewiesen ist und weiterhin selbst Landschaftsschutzgebiete bebaut oder für den Kiesabbau genutzt werden sollen. Probleme machen laut BUND auch die fachlich unzulängliche Unterhaltung von Gewässern und die vielfach intensive landwirtschaftliche Flächennutzung in Hamburg. Für die Pflege und Entwicklung der 29 Hamburger Naturschutzgebiete stünde dagegen deutlich zu wenig Geld zur Verfügung.
„Will Hamburg tatsächlich einen Beitrag zum Erhalt der biologischen Vielfalt leisten, darf es nicht länger bei politischen Lippenbekenntnissen bleiben. Wir brauchen endlich einen Masterplan Naturschutz, der ähnlich wie beim Klimaschutz innovative und verbindliche Regeln in Hamburg aufstellt. Neben der Ausweisung eines Biotopverbunds sind dabei eine deutliche Reduzierung des Flächenverbrauchs und eine Erweiterung der Landschaftsschutzgebiete auf mindestens 35 % der Landesfläche von zentraler Bedeutung", so Manfred Braasch.
Für Rückfragen: Paul Schmid, BUND-Pressesprecher, Tel. 040 - 600 38 712