22. März 2013
BUND: IBA bleibt hinter eigenem Anspruch zurück
Der BUND Hamburg zieht zum offiziellen Start der Internationalen Bauausstellung (IBA) ein gemischtes Fazit. Aus Sicht des Umweltverbands wartet die Ausstellung insbesondere im Neubaubereich zwar mit vielversprechenden Innovationen auf, die für eine moderne, klimaverträgliche Stadtentwicklung richtungsweisend sein könnten. Trotzdem bleiben aber die IBA-Macher bei dem Leitthema "Stadt im Klimawandel" hinter dem eigenen Anspruch zurück. "
Der große Wurf zum Thema Klimawandel ist nicht gelungen", stellt Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg fest. So seien zentrale Klimaschutz-Projekte zwar geplant, aber nie umgesetzt worden. Dazu gehörten insbesondere die Klimahäuser am Haulander Weg, die mit 350 Wohneinheiten das größte Projekt der IBA für klimaverträgliches Bauen darstellen sollten. Geplant waren zudem die Energiegewinnung aus Tiefen-Geothermie für mehrere tausend Wohnungen und ein urbanes Biomasseprojekt, das Grünabfall von der Elbinsel verwerten sollte. Beide Projekte hat die IBA bislang nicht umgesetzt.
Aus Sicht des BUND stellt sich die IBA auch der größten Herausforderung des Klimaschutzes in der Stadtentwicklung - der Sanierung des Gebäudebestands - nur unzureichend. Zwar sei die Sanierung des "Weltquartiers" ein guter Aufschlag. Unter energetischen Gesichtspunkten besonders problematisch seien aber auch Großsiedlungen wie Kirchdorf-Süd. Hier hätten mit einer innovativen Sanierung oder einem Teilrückbau Akzente auch für andere Metropolen gesetzt werden können. Das Sanierungspotenzial von Siedlungshäusern aus den 1950er Jahren zeige die IBA zudem nur an einem einzigen Beispiel auf (Velux Modell home 2020).
Den Energieberg, der neben dem Energiebunker immer wieder als "Highlight" der Bauausstellung herhalten müsse, könne sich die IBA dagegen nicht an die Brust heften: Der Müllberg Obergeorgswerder sei schon vor der IBA-Planung zur Energieerzeugung genutzt worden. Dazugekommen seien lediglich eine neue Photovoltaikanlage und ein teuerer Rundweg, so der BUND.
Kritik an der IBA, aber auch an der internationalen Gartenshow (igs) übt der Umweltverband insbesondere an der Planungsqualität und der Beachtung der gesetzlichen Ausgleichsverpflichtungen. "Hier taugen beide Ausstellungen nicht als Zukunftsbild für die Metropole des 21. Jahrhunderts", kritisiert Manfred Braasch. Im Zweifelsfall haben Planer und Genehmigungsbehörden trotz anderer Ankündigungen kaum Rücksicht auf das gewachsene Naturpotenzial auf der Elbinsel genommen und auch der gesetzliche Ausgleichsverpflichtung für Eingriffe in Natur und Landschaft nur unzureichend nachgekommen.
Leider konnte die IBA aus Sicht des BUND trotz vorbildlicher Ansätze auch bei dem wichtigen Thema Verkehrsentwicklung nicht punkten. So wollten die IBA-Planer die Wilhelmsburger Reichsstraße stadtteilverträglich rückbauen, scheiterten damit aber am Hamburger Senat. Dieser will die Reichsstraße gegen den erklärten Willen der Bevölkerung an die Bahntrasse verlegen und mit dem Charakter einer Stadtautobahn sogar noch aufwerten.
"Manch gute IBA-Idee ist in den letzten Jahren auf der Strecke geblieben, einige Projekte sind durchaus gelungen", so das Fazit des BUND. "Die IBA wollte die Elbinsel zum Modellfall einer klimaneutralen Stadtentwicklung machen. Der Hamburger Senat muss dieses Ziel nach Beendigung der Ausstellung im Herbst 2013 zusammen mit den Anwohnern konsequent weiterverfolgen", so Manfred Braasch.
Für Rückfragen: Paul Schmid, Pressesprecher BUND Hamburg, T: (040) 600 387-12