23. November 2010
Individuelle Elektromobilität nicht überbewerten
Der BUND Hamburg warnt vor undifferenzierter Euphorie zur Elektromobilität in der Modellregion Hamburg und fordert den Senat zu einer realistischen Betrachtung von Elektrofahrzeugen auf. Die insbesondere von der Industrie angepriesenen Elektrofahrzeuge würden weder den Klimaschutz in den nächsten zehn Jahren voranbringen, noch Hamburgs gegenwärtige Verkehrsprobleme lösen.
„Mit dem Ausbau der individuellen Elektromobilität kommt kein Kilowatt mehr an grünem Strom ins Netz. Daher leisten Elektrofahrzeuge derzeit keinen Beitrag für den Klimaschutz", stellt Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND Hamburg, klar.
Da die Einführung von Elektroautos einen zusätzlichen Strombedarf erfordere, dem kein zusätzliches Angebot gegenüberstehe, sei die Ankündigung, nur „Ökostrom" einzusetzen, Augenwischerei. Gemessen am durchschnittlichen CO2-Ausstoß des deutschen Strommixes hätten Elektroautos im Alltag daher oft sogar eine deutlich schlechtere Bilanz als Autos mit herkömmlichem Antrieb. Ein Test der Süddeutschen Zeitung habe bei einem BMW-Elektromini sogar einen rechnerischen CO2-Verbrauch von 174 Gramm pro Kilometer ergeben.
Auch die erhoffte Pufferfunktion der Elektroautos im Netz sei nur für sehr kurzfristige Lastspitzen denkbar: Es sei denn, man nehme in Kauf, dass das Fahrzeug gerade dann vollständig entladen ist, wenn man es nutzen möchte.
In Hamburg muss aus Sicht des BUND weiterhin die schienengebundene Elektromobilität in Form der S- und U-Bahnen sowie zukünftig auch der Stadtbahn Vorrang haben. Eine Verkehrs- und Klimaschutzpolitik, die lediglich dazu führe, dass statt einem Verbrennungsmotor zukünftig ein Elektromotor Fahrzeuge antreibt, werde den Herausforderungen des Ressourcenschutzes und einer modernen Mobilität nicht gerecht. „Der Antrieb ist beileibe nicht das einzige Problem unseres Straßenverkehrs", so Braasch.
„Hamburg ist gut beraten, auch als Modellregion für Elektromobilität vorrangig auf den ÖPNV zu setzen. Gleichzeitig muss die Stadt die Chancen und Risiken der individuellen Elektromobilität offensiv beleuchten und gegenüber der Bundesregierung eine kritische Position gegenüber den milliardenschweren Subventionen für die Automobilindustrie einnehmen", so Manfred Braasch.
Für Rückfragen: Paul Schmid, BUND-Pressesprecher, Tel. 040/ 600 387 12