14. Mai 2009
Lebensräume statt Lebensbäume
Nachdem am Mittwoch bekannt wurde, dass „Riesen-Lebensbäume" der Art „Thuja plicata" künftig den Platz am Renaissance-Hotel an den Hohen Bleichen prägen sollen, haben sich zahlreiche Bürgerinnen und Bürger beim BUND Hamburg über diese Planung beschwert und den Umweltverband gebeten, dagegen vorzugehen. Heute ist der erste Spatenstich für die neue Flaniermeile erfolgt.
„Thuja-Bäume bieten nur wenigen Tieren Nahrung und Unterschlupf, die Samen sind giftig und die großen Lebensbäume sind für eine norddeutsche Stadt nicht standortgerecht", fasst Manfred Braasch vom BUND Hamburg die Kritik der Anrufer zusammen. Der Landesgeschäftsführer ergänzt, dass die großen Lebensbäume Flachwurzler und dadurch extrem windwurfgefährdet sind und dass sie vor allem nicht zu den vielfältigen Aussagen der Stadt und der Bezirke passen, die Artenvielfalt in Hamburg voranzubringen.
So habe sich der Bezirk Mitte dazu verpflichtet, ein Schutzkonzept für den Haussperling aufzulegen, der in der Hamburger Innenstadt fast ausgestorben ist. Dieser benötige jedoch nicht nur zusätzliche Nistmöglichkeiten, sondern neben Körnernahrung auch Insekten für die Aufzucht der Jungvögel. Die Früchte des Lebensbaums seien jedoch für hiesige Tierarten weitgehend wertlos, während ein Baum wie etwa die Eberesche vielen Insekten, Vögeln und Säugetieren Lebensraum und Nahrung biete.
Der BUND weist außerdem darauf hin, dass „Thuja plicata" entgegen dem Eindruck von Bezirksamtsleiter Markus Schreiber absolut nichts mit italienischem Flair zu tun hat. Die Baumart stamme aus Nordamerika und leide je nach Sorte unter Sommertrockenheit, was regelmäßiges Gießen erfordere. Da sie in Deutschland nicht standortgerecht sei, finde sie sich auch nicht auf der Liste der Straßenbäume des GALK-Arbeitskreises Stadtbäume (Ständige Konferenz der Gartenamtsleiter beim Deutschen Städtetag).
Der BUND fordert den Bezirk Mitte deshalb auf, den Entwurf für den „Heuberg"-Platz noch einmal zu überarbeiten und dabei einen auch ökologisch attraktiven, innerstädtischen Lebensraum mit sommergrünen Bäumen und Sträuchern zu entwickeln. „Bei der jetzigen Planung profitiert der Spatz bestenfalls von den Kuchenkrümeln unter den Tischen der Cafés", so Manfred Braasch.
Für Rückfragen: Paul Schmid, BUND-Pressesprecher, Tel. 040 - 600 387 12