Der Hamburger Landesverband des BUND fürchtet, dass das von der Bundesregierung aktuell angekündigte „Aktionsprogramm zur biologischen Vielfalt“ an der Hamburger Landesgrenze Halt machen wird, wenn sich die Umwelt- und Naturschutzpolitik des Senats nicht grundlegend ändert.
»Wie kaum ein anderes Bundesland hat Hamburg den Umwelt- und Naturschutz in den letzten Jahren systematisch zurückgefahren«, kritisiert Manfred Braasch, Landesgeschäftsführer des BUND. Insbesondere um sein Konzept der ›Wachsenden Stadt‹ auf Biegen und Brechen durchzusetzen, habe der Senat die Umweltverwaltung auf Landes- und Bezirksebene zerschlagen, in den Baubereich eingegliedert sowie personell und finanziell ausgedünnt, kritisiert der BUND. Als Folge dieser Politik liege der durchschnittliche Flächenverbrauch in Hamburg seit dem Jahr 2000 bei durchschnittlich 300 Hektar pro Jahr. In den 90er-Jahren waren es im Durchschnitt nur 140 ha. Alarmierend sei auch die Abnahme der Landschaftsschutzgebietsflächen. In nur fünf Jahren hätten diese um rund 330 ha abgenommen.
Auch beim direkten Schutz von Tier- und Pflanzenarten, den die Bundesregierung mit ihrem Masterplan voranbringen wolle, habe die Hamburger Politik versagt. So gebe es für einen Großteil der 28 Naturschutzgebiete der Hansestadt weder aktuelle Erkenntnisse über deren Zustand noch entsprechende Pflege- und Entwicklungspläne, um die Schutzziele zu erreichen. »Der Hamburger Senat schmückt sich gerne mit dem hohen Anteil seiner Schutzgebiete. Die finanziellen Mittel, um diese zu erhalten, sind im Vergleich zu anderen ‚Prestigeprojekten’ jedoch erbärmlich«, ärgert sich der BUND-Landesgeschäftsführer. So stehen laut BUND für die Schutzgebietsbetreuung auf Landesebene lediglich 100.000 Euro und pro Bezirk durchschnittlich rund 10.000 Euro zur Verfügung.
Dabei hat der Artenschwund auch in Hamburg dramatische Ausmaße erreicht. Nach der aktuell gültigen Roten Liste sind hier rund 55 Prozent der Farn- und Blütenpflanzen gefährdet, 22 Prozent davon vom Aussterben bedroht. Trotzdem gelte Hamburg auf Grund seiner geografischen Lage im Elbtal immer noch als einer von acht bundesweiten ›Hotspots‹ der Pflanzenvielfalt und habe damit auch eine besondere Verantwortung für deren Schutz, so der BUND. In der Hamburger Tierwelt sieht der Gefährdungsgrad nicht besser aus. Bei den Brutvögeln stehen 34 Prozent auf der Roten Liste, bei den Säugetieren 39 Prozent und bei Tagfaltern sind es nach neuesten Zahlen sogar 83 Prozent.
Der BUND fordert den Senat auf, das bundesweite ›Aktionsprogramm zur biologischen Vielfalt‹ um einen eigenen ›Masterplan‹ zu ergänzen und darin ambitionierte Vorgaben für den Artenschutz in Hamburg zu formulieren. »Ansonsten wird Hamburg vom ‚Hotspot´ der Artenvielfalt’ zum ‚Hotspot’ des Artenrückgangs«, so Manfred Braasch.