6. März 2007
Vattenfall will Zeitbombe länger ticken lassen
Der heutige Antrag des Energiekonzern Vattenfall, die Laufzeit des technisch maroden Kernkraftwerks Brunsbüttel nochmals um zweieinhalb Jahre zu verlängern, ist nach Einschätzung des BUND Hamburg ein grob fahrlässiges Unterfangen. Die Übertragung von 15 Mrd. Kilowattstunden des Kernkraftwerks Mülheim-Kärlich auf den veralteten schleswig-holsteinischen Pannenreaktor verlängert unnötiger Weise das Sicherheitsrisiko für die Metropolregion Hamburg.
Lars Josefson, Chef des schwedischen Vattenfall-Konzern, begründet laut der Nachrichtenagentur Reuters diesen Schritt mit dem Kampf gegen den Klimawandel. Das Totschlagargument des CO2-neutralen Kernkraftwerks zog selten besser als zur heutigen Zeit. Dabei stoßen Kernkraftwerke lediglich im Betrieb kein CO2 aus, doch auch sie sind nicht vollständig CO2-neutral. Beim Abbau und Transport des Urans und der Herstellung der Brennelemente entsteht CO2. Die Gesamtmenge beläuft sich immerhin auf ca. ein Drittel der Menge eines modernen Gaskraftwerks im Betrieb.
Aber im Gegensatz zu einem Gaskraftwerk sind die Risiken um ein vielfaches höher und wesentlich schlechter zu beherrschen. Dass Risiken bestehen, zeigt die jüngste Vergangenheit. Nach einer Wasserstoffexplosion im Jahr 2001 bestand sogarn die Gefahr einer Kernschmelze in Brunsbüttel. Der Reaktor musste daraufhin bis 2003 vom Netz. Nach dem Störfall im schwedischen Forsmark 2006 (ebenfalls Vattenfall) zeigten Überprüfungen, dass Brunsbüttel auf einen solchen Störfall noch schlechter vorbereitet wäre, als sein schwedischer Vetter. Zudem war Vattenfall damals nicht bereit, die Öffentlichkeit über bestehende Sicherheitsrisiken in Brunsbüttel zu informieren, obwohl diese Offenlegung nach EU-Recht verpflichtend ist. Schlussendlich hat Vattenfall das Sicherheitssystem nur auf Druck des Umweltministeriums umgerüstet.
Ob Klimaschutz oder Stromlücken, Vattenfall fährt sämtliche Geschütze auf, nur um die Gelddruckmaschine Brunsbüttel nicht abschalten zu müssen. Doch wie glaubwürdig ist ein Konzern, der mit Verschleierungs- und Hinhaltetaktiken arbeitet und dessen Vorstandsvorsitzender ›nebenher‹ noch als Klimaberater im Bundeskanzleramt tätig ist?
»Vattenfall muss endlich aufhören, die Gefährdungspotenzial der Bevölkerung von Hamburg und Schleswig-Holstein mit fadenscheinigen Argumenten zu verlängern. Jede zusätzliche Betriebsstunde vergrößert zudem den Atommüllberg, dessen Entsorgung immer noch nicht gelöst ist. Bei einem Reaktor mit der Vorgeschichte von Brunsbüttel ist allein eine Schnellabschaltung das Mittel der Wahl.«, so Manfred Braasch, Geschäftsführer des BUND Hamburg.
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